Stuttgart. Das Thema Verschwendung von Lebensmitteln hat Konjunktur: Es gibt Buecher, ein Film laeuft im Kino. Am Samstag werden in Stuttgart Waren, die keiner kaufen mag, zubereitet und serviert.
Das Wetter war schuld, dass Bauer Christoph Simpfendoerfer auf seinem Hof in Stuttgart-Moehringen jetzt zu grosse Zwiebeln erntet. Im Hofladen bleiben sie liegen, denn die Kunden bevorzugen kleine Zwiebeln. Auch viele Kartoffeln bringt er am Markt nicht unter. Sie haben kleine gruene Stellen, weil sie, zu dick geworden, durch die Krume brachen. Sie landen wie die beim Waschvorgang abgebrochenen Moehren beim Demeter-Bauern im Tierfutter.
Andernorts aber werden solche Lebensmittel, obwohl sie bestens geniessbar sind, einfach auf den Muell geworfen. „Die Konsumentenerwartung fuehrt zum Aussortieren“, sagt Simpfendoerfer. Verstaendnis hat der Landwirt dafuer ueberhaupt nicht. „Es fehlt die Wertschaetzung von Lebensmitteln, es mangelt an Esskultur.“
Das soll sich aendern. Am kommenden Samstag wird, wie vergangenes Wochenende in Berlin, auf dem Stuttgarter Schlossplatz eine riesige Tafel aufgebaut. Bis zu 400 Kilo Kartoffeln und Gemuese vom Simpfendoerfer Hof, die wegen kleiner Maengel nicht den Standards des Handels entsprechen, verarbeitet der niederlaendische Koch-Aktivist Wam Kat („24 Rezepte zur kulinarischen Weltverbesserung“) in seiner mobilen Kueche zu einer Mahlzeit fuer mindestens 500 interessierte Buerger.
Hinter der Aktion „Teller statt Tonne“ stehen Slow Food Deutschland, Brot fuer die Welt und der Evangelische Entwicklungsdienst. 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel verrotten weltweit, grosse Mengen in den Entwicklungslaendern, wo vor allem die Nachernteverluste wegen falscher Lagerung zu Buche schlagen. Anders im Norden, wo mit 230 Millionen Tonnen genauso viel vernichtet wird, wie Afrika an Lebensmitteln produziert.
Allein in Deutschland werden jaehrlich 20 Millionen Tonnen Lebensmittel jaehrlich im Grosshandel, in der Gastronomie, im Einzelhandel und auch vom Verbraucher „entsorgt“. Jedes fuenfte Brot hierzulande wird weggeworfen, weiss man bei der Organisation „Brot fuer die Welt“. Die drastisch gestiegenen Weltmarktpreise fuer Getreide koennen die armen Entwicklungslaender kaum noch zahlen. Weltweit hungern eine Milliarde Menschen. „Einfache Antworten gibt es nicht“, sagt Simpfendoerfer.