„Taste the Waste“ in Aachen

Die guten Wuensche von Susanne und dem Jei-Blog haben geholfen: Die Filmgala fuer „Taste the Waste“, de dieFachgesellschaft fuer Ernaehrungstherapie (FET e.V.) am 19. September in Aachen veranstaltet hat, war ein rundum gelungenes Event.

Am Vormittag des grossen Tages herrscht in der Geschaeftsstelle des FET gespannte Erwartung. Bis zum Schluss waren noch Dinge zu klaeren, die eigentlich im Vorfeld laengst geklaert schienen, aber dann doch in letzter Minute noch einmal geregelt werden mussten. Geschaeftsfuehrerin Irina Baumbach und Pressereferentin Christine Langner haben jetzt Musse, sich Sorgen zu machen. Ist der bisherige Medienrummel um den Film bereits in der westlichen Grenzstadt wahrgenommen worden? Wuerden genug Gaeste kommen? Wird genug Gemuese bei der Aachener Tafel uebrig sein? Von den Kartoffeln war kurz zuvor bekannt geworden, dass die Ernte wegen des regnerischen Wetters nicht eingebracht werden konnte. Was wird es zu essen geben? Und wird genug da sein, oder viel zu viel?

Im Laufe des Vormittags kommen Szenekoch Wam Kat und seine beiden sympathischen Teamfrauen. Sie bringen ueberraschenderweise zwei Saecke Kartoffeln mit, gestiftet von einem Juelicher Biobauern. Ein Gemisch von riesigen und winzigen Erdaefeln, die nicht in den Handel kommen, weil sie zu gross und zu klein sind, um das Handelsklassencasting zu bestehen. Von der Aachener Tafel kommt allerlei Gemuese, dem man nicht ansieht, dass es nicht mehr verzehrsfaehig ist. Im Nu verwandeln Wam Kat und sein eingespieltes Team den Kinovorplatz in eine Behelfskueche. Wir sitzen dabei, schaelen, schnipseln und zerkleinern die Zutaten. Passanten, die stehen bleiben, druecken wir ein Kuechenmesser in die Hand und so schnipseln wir am Ende zu zwoelft. Nebenbei erfahren wir, dass Wam Kat nie kochen gelernt hat.
Er ist Doktor der Psychologie und Limburger, kein Hollaender bitte! Hat seinerzeit die Friedensdemos bekocht, ist in Hamburg mit zweihundert Leuten los gezogen und in Paris mit zehntausend angekommen. Seine mobile Feldkueche immer dabei, ein Bulli bis ans Dach beladen mit Riesentoepfen, Pfannen, Gaskochern und Geraetschaften. Er kocht immer dort, wo Menschen fuer eine gute Sache kaempfen und seiner Meinung nach etwas Besseres als Scheiblettenkaesebrote verdient haben. Stress? Kennt er nicht. In seiner wohltuenden Gegenwart kann man gar nicht anders, als sich keine Sorgen mehr zu machen. Er weiss morgens nicht, wie viele Leute abends kommen oder was es zu essen geben wird. Muss er halt schauen, was er so von die Direktversorgern und Tafeln kriegt von ein bisschen zu kleine, zu grosse, zu krumme oder zu reife Gemuese, um heute auf die Kinovorplatz etwas Leckeres mit zu kochen.

Um 18 Uhr soll es Essen geben. Der Kinovorplatz ist in koestlichen Kochdunst gehuellt. Wie spaet ist es denn jetzt? Klar hat so ein Mann keine Uhr! Fuenf nach intonieren die Massen um ihn herum erwartungsvoll. Der leckere waste wird als Suppe, Gemuesepfanne oder Salat auf Teller gefuellt, Gaeste und Helfer lassen es sich tasten. Mittendrin wird bereits eine Stunde vor Filmbeginn bekannt, dass das Kino mit 150 Plaetzen ausverkauft ist. Viele der angereisten Gaeste werden mit den Folgevorstellungen vertroestet, die der Kinobetreiber angesichts des Ansturmes fuer die naechste Woche ankuendigt.

Das „Arme Ritter“-Buechlein des FET e.V. findet waehrend der Veranstaltung reissenden Absatz. Der sympathischeValentin Thurn, Regisseur des Filmes und Mitautor des Begleitbuches „Die Essenvernichter“ studiert das Restekochbuch, hoert sich die Entstehungsgeschichte an, staunt, dass er einige Rezepte schon aus seiner Kindheit kennt genau so hat das meine Mutter auch gekocht! und ist am Ende unser bester Werber. Was mich besonders an diesem Film und seinem Macher beeindruckt, ist seine ansteckende tiefe Betroffenheit. Dies, ohne die Beteiligten zu denen jeder von uns auch gehoert an den Pranger zu stellen. Wer Valentin Thurn zuhoeren darf oder seinen Film anschaut, fuehlt sich bei aller Fassungslosigkeit irgendwie am Ende erleichtert. Er vermittelt das Gefuehl, dass jeder von uns etwas gegen dieses unfassbare Ausmass an Lebensmittelverschwendung tun kann.

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