„Slow Food“ feiert 20. Geburtstag
„Teller statt Tonne“ unter diesem Motto feierte die Verbraucherorganisation „Slow Food Deutschland“ am Samstag vor dem Schokoladenmuseum ihren 20. Geburtstag. Aus diesem Anlass wurden 700 Kilo Gemuese geschnibbelt, die nicht „ordentlich“ genug fuer den normalen Verkauf waren. Daraus kochte Szenekoche Wam Kat 1.500 kostenlose Portionen Suppe, Mischgemuese und Salat, fuer die die (Zufalls-)Gaeste geduldig Schlange standen.
Im Supermarkt haetten sie keine Chance: krumme Moehren, vom Hagel durchloecherter Mangold, Brot von vorgestern, angetrocknete Pilze, aepfel mit braunen Flecken, zu kleine Kohlrabi, keimende Zwiebeln, Kartoffeln vom Vorjahr. Doch zum Wegwerfen zu schade, meinten zwei Biobauern aus der Koelner Umgebung und spendeten die Lebensmittel fuer die Geburtstagsfeier. Dazu Spitzkohl, Erdbeeren, Spargelstuecke, Wirsing, Blumenkohl.
11 Millionen Tonnen Lebensmittel landen allein in Deutschland jaehrlich im Muelleimer, obwohl sie noch essbar waeren. „In meiner Familie wurde auch viel weggeschmissen, nur weil es nicht mehr schoen aussah“, erzaehlt Luisa Moebus. Erst durch den Film „Taste the Waste“ sei sie auf die Lebensmittelverschwendung aufmerksam geworden und kaufe seitdem bewusster ein. Schon am fruehen Morgen hatte sie mit gut drei Dutzend Mitstreitern begonnen, alles in kleine Stuecke zu zerschneiden. Sogar der sechsjaehrige Marc Guettich hantierte mit dem grossen Messer, ohne sich zu schneiden.
Wam Kat ist eigentlich Doktor der Soziologie und Psychologie. Seit Jahren bekocht der Vegetarierer grosse Demonstrationen und Festivals. In Koeln war er mit fuenf Kesseln im Einsatz, der groesste fasste 300 Liter. Und zum Zerkleinern setzt er auch schon mal einen Quirl ein, mit dem Hobbybaumeister ihren Beton anruehren.
Unter den Geburtstagsgaesten war auch Carlo Petrini. Er hatte Slow Food 1986 in Italien gegruendet. Sein Ziel war, das Bewusstsein der Verbraucher gegen die genormten Industrie-Lebensmittel mit ihren chemischen Zutaten zu schaerfen. oekologische Produktion, regionale Herkunft und sorgsame Zubereitung stehen dabei im Mittelpunkt. (js)