Deutschlandweit bekannt

GERBISBACH/JESSEN/MZ. Die Arbeit des Initiativkreises gegen die geplante Schweinefabrik Gerbisbach sei noch nie so aufgewertet worden. Das stelle Brigitte Dressel vor der Fahrradtour fest, die aus Anlass der Bauernsternfahrt „Auf dem Weg fuer unsere baeuerliche Zukunft“ am kuenftigen Standort der Mastanlage begann.

Teilnehmer der Kundgebung

Mit mehreren Plakaten und auch mit Trillerpfeifen machten Teilnehmer der Kundgebung in Jessen klar, dass sie gegen einen grossen Schweinestall bei Gerbisbach sind. (FOTO: THOMAS CHRISTEL)

nzwischen sei Gerbisbach aufgrund seines Widerstands gegen die Grossanlage deutschlandweit bekannt. Das gab mit den Ausschlag, dass die jungen Landwirte auf dem Weg nach Berlin hier Station machten, um auch auf ihre Forderungen fuer eine veraenderte Agrarpolitik aufmerksam zu machen. Als Haltepunkte wuerden Brennpunkte ausgewaehlt, sagte Gabriele Wolf, Sprecherin des Initiativkreises gegen die geplante Schweinefabrik. „Heute ist Gerbisbach der Brennpunkt.“ Der Ortsteil von Jessen sei seit mehreren Jahren ein Symbol fuer den Widerstand gegen Agrarfabriken, aeusserte Eckehard Niemann, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft baeuerliche Landwirtschaft. „Gerbisbach steht nicht mehr allein.“ Deutlich werde das auch im Netzwerk „Bauernhoefe statt Agrarfabriken“, in dem die Gerbisbacher mitarbeiten. Niemann forderte eine klare Grenzziehung durch die Politik zwischen traditioneller Landwirtschaft und Agrarfabriken. Es muesse endlich neue Praemissen geben, wie mit den Tieren umgegangen wird und auch mit den Menschen. Hoffnung, dass der Kampf gegen das Projekt noch nicht verloren ist, schoepft er unter anderem aus Niedersachsen. In fuenf Landkreisen sei es inzwischen untersagt, solche Projekte zu verwirklichen. „Das ist schon so in Ordnung“, sagte Christine Weissenberg von der Jungen Arbeitsgemeinschaft baeuerliche Landwirtschaft mit Blick auf die ueber 100 Zuhoerer auf dem Marktplatz in Jessen zur Resonanz. „Es stehen ja auch noch einige Leute rundherum, die aufmerksam zuhoeren.“

Dennoch, die Gemuesesuppe, die vor und waehrend der Kundgebung zubereitet wurde, haette durchaus fuer mehre Leute gereicht. 200 bis 250 Portionen seien das, meinte Aktionskoch Wam Kat, als er in dem grossen Topf auf einem Gaskocher ruehrte. Nach der Bauernsternfahrt, die am Donnerstag in Berlin vor dem Kanzleramt endete, fuhr Wam Kat zur naechsten Protestaktion, ab Freitag am Atomkraftwerk in Brokdorf, informierte der Niederlaender, der in Bad Belzig wohnt und dort fuer die Partei „Die Linke“ im Stadtrat sitzt. Auch dort wird er wieder kochen. Seine Mitstreiter in Jessen waren Philipp Thomas aus Berlin und Nisandh Pfuetzner. Der Lehrer und Diplomheilpaedagoge ist nach 16-monatigem Aufenthalt aus Argentinien gerade nach Deutschland zurueckgekehrt. „Es bereitet viel Freude, seine Arbeitskraft sinnvoll einzusetzen“, meinte er, als er auf dem Marktplatz Gemuese fuer die Suppe schnippelte.

Die Kundgebung wurde auch genutzt, um Spenden fuer das Klageverfahren des Bundes fuer Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gegen die Gerbisbacher Mastanlage zu sammeln. Die Lindaer Malerin Marion Conrad stellte deshalb zwei ihrer Bilder zur Versteigerung zur Verfuegung. Steffen Loewe als Auktionator gelang es, dafuer 405 Euro zu bekommen.

Die Sternfahrt war auf ihrem Weg nach Berlin uebrigens vom angekuendigten Kurs abgewichen. Von Muehlberg ging es nicht Herzberg in Richtung Jessen. Denn unterwegs hatten die Akteure erfahren, dass ein Gentechnikfeld im Elbe-Elster-Kreis gar nicht bestellt ist. Im anderen Fall haette es dort eine Protestaktion geben sollen. So hat der kleine Konvoi den Weg ueber Torgau und Prettin nach Gerbisbach eingeschlagen. Die Tour haette er sich anstrengender vorgestellt, sagte Traktorfahrer Jan Wendel. „Es macht total Spass.“ Bei einem Durchschnittstempo von 30 Kilometer pro Stunde sei gut zu sehen, „wo die Landwirtschaft in Deutschland steht“.

Auskuenfte zu den einzelnen Stationen der Bauernaktion sind im Internet zu bekommen.

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