Globalisierung an der Haustuer

Wasser, Strom und Gas, ohne die drei läuft nicht mehr viel in einem modernen Haus. Bei keinem kann man sehen, woher es kommt. Bis vor einigen Jahren gehörten alle drei noch fest in die Hand der Öffentlichkeit. Die Politik bestimmte die Preise und nicht nur der so genannte freie Welthandel. Mittlerweile sind in Europa, wie auch in den USA fast alle größeren Energiebetriebe privatisiert und multinationale Betriebe wie E.on und Vattenfall entscheiden, wo es lang geht, weil sie als Zusammenschluss von ehemaligen „Staats“- Betrieben fast ein flächendeckendes Monopol vorgefunden und erweitert haben.

In Belzig wird das meiste Gas und
Wasser noch von den Stadtwerken Belzig
(SWB) geliefert. Das bedeutet, die Endabnehmerpreise
werden von der lokalen
Politik mitbestimmt. Natürlich ist dass
bei Wasser aus eigenem Brunnen ein
bisschen einfacher als bei russischem
Gas, welches von E.on eingekauft wird.
Trotzdem, die Einflussmöglichkeit der
Kommune auf die Gewinnspanne und
somit den Preis ist eines der letzten lokalpolitisch
und demokratisch kontrollierten
„Schutzschilde“ gegen die massiv fortschreitende
Globalisierung.
Obwohl die Gewinnspanne auf Gas
minimal ist, ist die Gassparte der Stadtwerke
trotzdem ein wichtiger Teil dieses
stadteigenen Betriebes. Wenn dann
bekannt wird, dass einer der größten Gaskunden
in Belzig, die Reha-Klinik, zu
E.on wechselt, ist das keine unpolitische
Geschäftshandlung. Es ist vorstellbar,
dass die Reha-Klinik, ein billigeres Angebot
von e.dis für den Bau einer Wärmekraftkopplungsinstallation
bekommt
als von den Stadtwerken. E.on kann jeden
lokalen Energiebetrieb unterbieten, wenn
sie damit auf längere Zeit ein Monopol aufbauen können. Ihre finanziellen Rücklagen
sind enorm.
Zwischen der Stadt Belzig und der
Reha-Klinik bestand immer eine Art
Partnerschaft. Direkt und indirekt war die
Reha-Klinik verbunden mit dem Aufbau
der Therme und von Belzig als Kurort.
Diese gute Zusammenarbeit war auch
einer der Gründe, weshalb die SWB für
einige Jahre die Gesamtkosten der Gasleitung
zu und in der Reha-Klinik übernahm.
Natürlich steht es jedem frei dort
zu kaufen, wo es am billigsten ist. Man
darf der Betriebsführung der Reha-Klinik
nicht vorwerfen, dass sie ihre eigenen
finanziellen Interessen wichtig finden.
Schade ist, dass der einzigste gewinnbringende
Stadtbetrieb Angst haben muss
um seine Zukunft, wenn es E.on oder
anderen großen Energiebetrieben gelingt,
mit dieser Methode mehr Kunden abzuwerben.
Vielleicht ist das alles ein bisschen sehr
schwarz gemalt, noch sind die SWB ein
gesunder Betrieb.
Die Reha-Klinik ist ein Teil einer größeren
Holding, im Endeffekt zählt dort
nur die Endabrechnung aller ihrer Betriebe
zusammen und nicht, ob es Belzig gut
geht. Man merkt jedenfalls, dass selbst
die einfache Frage wo man z.B. Gas einkauft,
gleichzeitig die Frage ist, wie man
zur Globalisierung und Privatisierung
steht. Deshalb ist die Antwort „Es war ein
rein unpolitischer geschäftlicher Handel“
auch völlig daneben. E.on ist jetzt billiger,
aber eine gute Zusammenarbeit mit
einer finanziell stabilen Stadt Belzig auf
längere Zeit ist auch etwas wert, oder?
Dr. Wam Kat
Fraktionsvorsitzender
Stadtfraktion Belzig der Linkspartei.PDS 

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