Gruen trifft Kunst

Bochum. 11 Millionen Tonnen Lebensmittel landen pro Jahr in Deutschlands Muelltonnen. Dabei sind die Lebensmittel oft nicht verdorben, sondern nur schrumpelig. In Bochum wurde jetzt mit einer „Schnibbel-Disco“ auf diese Verschwendung aufmerksam gemacht.

Das Festival „n.a.t.u.r. natuerliche aesthetik trifft urbanen Raum“ will zur Auseinandersetzung mit dem Thema „Natur in der Stadt“ anregen. Was erstmal konstruiert klingt, ist in Wirklichkeit eine quicklebendige Sache. Wie man bei bestem Fruehlingswetter auf dem Theaterplatz erleben konnte.

Gruen trifft Kunst

Ein DJ legte auf, Akteure aus dem Schauspielhaus allen voran Dramaturg Olaf Kroeck im Freak-Outfit – wuselten herum, und an langen Bierzelttischen sassen sicher ueber hundert Menschen und schnibbelten. Sparschaeler und Kuechenmesser, wohin man blickte. Dazu Schuesseln mit Wasser, Schneidebrettchen, Abfalltonnen.

Schnibbel-Disco macht auf Verschwendung aufmerksam

Bei dieser gross angelegten Gemueseputzaktion unter freiem Himmel (so etwas hat Bochum gewiss noch nicht erlebt) wurde geschaelt, geschnitten, gehaeckselt und gehackt , was das Zeug haelt. Jeder, der wollte, durfte sich aus grossen Gemuesekisten bedienen, die ueberall herumstanden. Eingesammelt hatte das Gruenzeug die Organisatoren des n.a.t.u.r.-Festivals; zusammen mit dem Schauspielhaus und dem Youth Food Movement aus Berlin war schliesslich dann die die Open Air-Gemuesekueche aufgebaut worden.

Hintegrund: Unmengen Lebensmittel laden in Deutschland tagtaeglich im Muell, 11 Millionen Tonnen (!) im Jahr. Einzig aus dem Grund, weil sie schrumpelig sind oder andere Macken haben, und deshalb als nicht mehr verkaufbar gelten. „Mit der Schnibbel-Disco soll auf diese Verschwendung aufmerksam gemacht und ihr auch ein Stueck weit entgegen gewirkt werden“, betonte Mit-Veranstalter Stefan Richter.

Suppenloeffel, gross wie ein Holzpaddel

osshaendlern, alles was zu klein, zu gross oder zu krumm ist, um in den Einzelhandel zu gelangen , wurde nun gemeinsam zerkleinert, danach gekocht – und dann natuerlich auch verputzt. „Um 17.30 Uhr tischen wir auf“, verriet Koch Wam Kat, ein Niederlaender aus Berlin, der nachmittags mit einem Suppenloeffel, gross wie ein Holzpaddel, in seinem XXL-Topf ruehrte, wo die Gemuesesuppe vor sich hin koechelte und ein wahrlich genussvolles Aroma ueber dem Theaterplatz verstroemte.

Nach der kostenlosen Speisung der Gaeste war am Abend das Wiener Gemueseorchester im Schauspielhaus zu Gast, das mit Gemuese, Mixer und Entsafter Musik machte.

Juergen Boebers-Suessmann



Kommentar verfassen