Dass es auch anders geht, das machten Wam Kat und seine Helfer im Zelt auf dem Campus deutlich. Die Jenaer Unterstützer der Aktion hatten schon am Vortag bei regionalen Biohöfen und -Verbrauchergemeinschaften Gemüse eingesammelt, das nicht in die Läden kommen oder dort von den Kunden ignoriert würde – weil die Möhren zu verwachsen, die Zwiebeln nicht groß genug oder die Kohlrabi zu klein sind. All das aussortierte Gemüse wurde geschält und geschnippelt, was das Zeug hielt.“Ich bin mit dabei weil ich gegen die EU-Vorschriften bin, dass Obst und Gemüse eine bestimmte Größe haben muss und nur gerade Gurken verkauft werden dürfen“, sagte Ursula Tschöp. Diese Regelungen gäben den kleinen Landwirten und Gärtnern keine Chance, ihre Produkte zu verkaufen, kritisierte die Seniorin. Die anderen Küchenfrauen nickten zustimmend. „Es kommt doch nicht auf die Form des Gemüses an, sondern auf die Inhaltsstoffe, und da haben Bohnen oder Gurken und Tomaten von Landwirten, die nicht auf Massenproduktion setzen, deutlich mehr zu bieten“, gab Karin Lüttig zu bedenken. Sie war mit ihren Frauen vom Tauschring Lobeda gekommen, um die Aktion „Jena rettet Gemüse“ zu unterstützen.
Verantwortungsbewusst einkaufen und essen
Sie konnten am Ende stolz sein: rund 100 Kilo knollige Kartoffeln, 50 Kilo knorzige Möhren, sowie je 25 Kilo Kohlrabi, Zwiebeln und Sellerie hatten sie vor der Tonne gerettet und dem Riesenkochtopf von Wam Kat übergeben. Der tat lediglich etwas Kümmel und Liebstöckel sowie eine kleine Hand voll Salz als Würze hinzu. „Gemüse, dass vom Feld oder Beet kommt, hat genug Salz in sich, die Leute geben viel zu viel Salz zum Essen, dadurch wissen sie nicht mehr wie Gemüse eigentlich schmeckt“, beschreibt der Aktionskoch seine Erfahrungen. Den Jenaern jedenfalls hat die bunte Gemüsesuppe – die übrigens ganz ohne Fleisch, nur mit einer kräftigen Bouillon aus den Schälresten von Karotte & Co. gekocht wurde, ausgezeichnet geschmeckt. An der Ausgabe bildeten sich Schlangen, und am Ende wurden mehr als 450 Portionen verputzt. „Wir hatten nicht mit der Hälfte gerechnet“, gestand Wam Kat.
Gut gestärkt schauten sich die Besucher an den Ständen der Initiatoren und Unterstützer um, der Kräutergarten Storch aus Erfurt gehörte ebenso dazu wie die Grüne Liga mit ihrem Projekt „ObstNatur in aller Munde“ und Ökoherz ausWeimar. Das wartete mit einem Bio-Einkaufsführer auf, der allein für Jena und das Saale-Holzland rund 20 Produzenten und Läden auflistet, die sich dem nachhaltigen Anbau und verantwortungsbewussten Umgang mit Lebensmitteln verpflichtet fühlen. „Wir müssen an die Schaltstellen der Verschwendung heran und unsere Verbrauchergewohnheiten ändern, wir müssen enkeltauglich essen“, mahnte Ursula Hudson von Slow Food.