Gutes tun, Gutes essen

Selbst als politisch denkender Mensch kann man heutzutage leicht die Krise kriegen. Mittlerweile reicht es nicht mehr, der befreundeten Veganerin generös zu versichern, dass man nichts gegen ihren Spleen habe, andererseits aber leider nicht garantieren könne, dass am gerade servierten Salat keine Kuh vorbeispaziert sei („haha, kleiner Scherz am Rande!“). Nein, inzwischen muss man sich oft schon vorauseilend dafür rechtfertigen, dass man überhaupt noch Fleisch verzehrt.

Klar: Auch wenn man akzeptiert, dass der Mensch ein extrem umweltschädliches Raubtier ist, gibt es Grenzen. Die muss jeder individuell für sich finden. Man kann das auch in einer Art Crash-Kurs erledigen, zum Beispiel am Samstag beim Politischen Suppentopf in der Friedel-Eder-Schule nach Englschalking (Max-Proebstl-Straße 11, 22.Februar, 11-19 Uhr). Dort wird auch gekocht, und zwar unter der Anleitung des „Koch-Aktivisten“ Wam Kat von „Fläming Kitchen“, einer Mitmachküche aus der Nähe von Berlin. Vor allem aber steht die Information über nachhaltige Lebensmittel im Vordergrund, und es stellen sich neben dem Netzwerk Inkosta und der „Genussgemeinschaft Städter und Bauern“, die zur Münchner Slow-Food-Gruppe zählt, viele andere Initiativen von Urban Gardening bis zum Öko-Landbau vor. Was genau „Urban Gardening“ ist, kann man sich übrigens schon an diesem Dienstag von Lutz Kosack erklären lassen. Der Mann ist Landschaftsplaner und hat in Andernach am Rhein durchgesetzt, dass öffentliche Grünflächen zu Gemüsebeeten für die Allgemeinheit umfunktioniert wurden. Sein Vortrag hat den Titel Urbanes Grün zum Essen (18. Februar, 19 Uhr, Green City Energy AG, Zirkus-Krone-Straße 10, 6.Stock, Eingang Georg Schätzel-Straße).

Zugegeben, das klingt, als ob da der reine Genuss nicht unbedingt im Vordergrund stünde. Wer aber Gutes tun und vor allem Gutes essen will, der ist sicher im Restaurant Roecklplatz (Isartalstraße 26, Telefon 45217129) gut aufgehoben. Das Lokal ist ein Sozialprojekt, dort werden sozial benachteiligte Jugendliche von Profis in Berufen der gehobenen Gastronomie ausgebildet. Derzeit geht gerade wieder eine dreijährige Lehrzeit zu Ende, was bedeutet: Das Küchenteam kann schon ziemlich viel, der Service auch. Um für die Abschlussprüfungen zu trainieren, gibt es vom 11.März an ein Vier-Gang-Menü im Roeckl (54 Euro inklusive Getränke). Wem das immer noch nicht genug Spaß verspricht, den schicken wir am 27. Februar in das Hukodi-Kochstudio von Sebastian Dickhaut, dem bekannten Kochbuchautor (Untere Weidenstraße14, 19 Uhr, Eintritt: fünf Euro). Der hat den größten Gaudibursch der Münchner Gastro-Szene, Willy Faber, zum Witzeabend eingeladen. Für politische Korrektheit kann man da allerdings nicht garantieren.

SZ vom 18.02.2014

 

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