Menues fuer Millionen der Protestkoch Wam Kat

Wam Kat ist ein Urgestein der Protest- und Weltverbessererszene. Seit 30 Jahren versorgt er Aktivisten und Demonstranten mit veganer und regionaler Kueche egal, ob 30 oder 30.000 Esser.

Grossveranstaltungen bereitet er monatelang vor, plant akribisch wie ein Logistiker. Mit seiner rollenden Volkskueche hat er die kulinarische Infrastruktur der Anti-Atom-Bewegung der 80er bereitgestellt, fuer Hausbesetzer den G8-Gipfel in Heiligendamm. Stilecht hat er das Kochen in der Kombuese der „Rainbow Warrior“, dem legendaeren Protestschiff von Greenpeace gelernt. Die besten Rezepte wie das „Wendland Special“, „Woodstock“ oder „Spachtelmasse“ gibt es inzwischen auch als Kochbuch: „24 Rezepte zur kulinarischen Weltverbesserung“. www.wamkat.de


Zwei Fragen an Wam Kat Weshalb ist kochen eine politische Handlung?

Eigentlich ist fast alles was mensch macht eine politische Handlung. Wie beim Kochen muss mensch auch beim Essen jedes Mal aufs Neues entscheiden, was er isst. Da geht es nicht nur um den Appetit auf etwas Bestimmtes, sondern vor allem um die oekologische, oekonomische und soziale Wirkung. Ob mensch ein tiefgekuehltes Fertigprodukt von einem Multi isst und dazu einen Instantkaffee trinkt, oder ob er sich selbst eine Mahlzeit bereitet aus frischen oekologischen und regionalen Produkten und dazu einen Milchkaffee aus fair gehandelten Bohnen trinkt, macht einen grossen Unterschied. In diesem Sinne bestimmt mensch mehrmals pro Tag, wie die Zukunft von der Welt aussehen soll. Die Art und Weise, wie eingekauft oder selbst produziert wird, sagt viel ueber die persoenliche politische Vision aus.

Sie geben auch Seminare fuer Manager. Was lernen die bei dir? Was sind sie bereit zu lernen?

Ja, das stimmt. Seit einigen Jahren biete ich regelmaessig Veranstaltungen auch fuer Fuehrungskraefte oder ganze Teams an. Das kann dann vom Management bis zur Reinigungskraft sein. Das Konzept ist eigentlich ganz simpel: Wir kochen und essen miteinander, in einer geraeumigen Kueche oder auch draussen am Lagerfeuer. Viele Unternehmen buchen Wildwasserfahrten oder irgendetwas Extremes. Zusammen kochen ist dagegen etwas Ruhiges. Man schnippelt und ruehrt gemeinsam etwas, sammelt Holz und sucht Pilze. Meistens aendern sich die im Buero bestehenden Rollenmuster ganz schnell wenn die Fuehrungskraefte hilflos die Pilze angucken und oft die verschiedenen Gemuese nicht auseinanderhalten koennen. Da kann dann jemand vom Reinigungspersonal einiges lernen. Aber noch wichtiger ist, dass wenn man einige zeit zusammengearbeitet und geschnippelt hat, man ganz unbewusst anfaengt, sich ueber Gott und die Welt zu unterhalten. Und um diese Art von Gedankenaustausch und zusammen reden, geht es eigentlich. Kochen ist eine Beschaeftigung, die nicht viel koerperliche und geistige Anstrengung braucht, und trotzdem hat jeder das Gefuehl, mit etwas (Wichtigem) beschaeftigt zu sein, und irgendwie werden dann die Zungen lockerer. Bist jetzt hat es immer funktioniert, es ist ein bisschen wie frueher in Grossmutters Kueche. Danach kommt das grosse gemeinsame Essen, zu der Zeit ist das Eis normalerweise schon gebrochen. Aber wenn du mich fragst, was sie dabei lernen: Wahrscheinlich lernen sie einander ein bisschen anders (besser) kennen. Ich stelle eine Informalitaet her, damit sehr unterschiedliche Menschen miteinander ins Gespraech kommen.

Die Fragen stellte Henrik Flor.

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