„Taste the Waste“ in Mainz: Frische Suppe aus alten Kartoffeln

Schon in der Naehe des Gutenbergplatzes ist der Duft der frisch gekochten Kartoffel-Gemuesesuppe zu riechen. Frisch, obwohl sie aus Abfallprodukten gekocht worden ist. Verwendet wurden krumme Karotten und Kartoffeln mit Einkerbungen. Durchaus gute und gesunde Lebensmittel also, die aber den aesthetischen Normen nicht entsprechen und dadurch nicht mehr verkauft werden koennen. Die Koch-Aktion zum Film „Taste the Waste“ von Regisseur Valentin Thurn fand am Freitagmittag auf dem Gutenbergplatz statt und sollte die Besucher dazu anhalten, ueber ihr eigenes Verschwendungsverhalten von Nahrungsmitteln nachzudenken.

„Der Perfektionswahn muss gestoppt werden“, meinte Thurn. Er wolle mit seinem Film und dem Buch „Die Essensvernichter“ um mehr Wertschaetzung fuer Lebensmittel werben. Das „Taste the Waste“-Team zieht derzeit taeglich von Stadt zu Stadt, um Aufklaerungsarbeit zu leisten. Auf der Deutschlandroute liegen zwoelf Staedte, in denen die Koeche unter freiem Himmel die Abfaelle verkochen, die sich ihnen in der jeweiligen Stadt am Morgen bieten. Hauptsaechliche Abfallprodukte der Bauern und Supermaerkte sind Obst, Gemuese und Brot.

Mindesthaltbarkeitsdatum oder Verbrauchsdatum?

Koeche, wie in Mainz Wam Kat, Ralph Schueller und Michael Schieferstein, zaubern Semmelknoedel mit einer Schmorpfanne von aussortierten Pilzen, ein Sautee von mediterranem und regionalem Gemuese und Nudeln mit einer Kuerbistomatensosse. Zum Nachtisch gibt es Apfelkompott mit Nektarinenschaum und Schokostreuseln, Brotpudding und Eis, welches das Mindesthaltbarkeitsdatum ueberschritten hat, dessen Verbrauchsdatum aber noch laengst nicht verfallen ist.

Dies ist auch Staatsministerin fuer Umwelt, Landwirtschaft und Ernaehrung, Ulrike Hoefken (Gruene), besonders wichtig: „Wir muessen die Menschen aufklaeren, dass Produkte auch nach dem Verfallsdatum noch geniessbar sind.“ Viele seien sich dessen nicht bewusst, fuegt sie hinzu. „Es ist einfach uncool, so viel wegzuwerfen“, gibt Michael Schieferstein, Koch im Restaurant „Baron“, ganz offen zu. Auch die Studentinnen Sandra Nezi und Helen Moore sind sich einig: „Die Menschen verhalten sich heute ganz schoen dekadent, das muss nicht sein.

Um die Buerger zum Nachdenken ueber ihr Verschwendungsverhalten von Nahrungsmitteln anzuregen, ruehrten Mainzer Koeche am Freitag in einer Kartoffel-Gemuesesuppe aus Abfaellen. Foto: hbz / Michael Bahr

Um die Buerger zum Nachdenken ueber ihr Verschwendungsverhalten von Nahrungsmitteln anzuregen, ruehrten Mainzer Koeche am Freitag in einer Kartoffel-Gemuesesuppe aus Abfaellen. Foto: hbz / Michael Bahr

Mainz: Leckerer „Abfall“ (1:35)

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