Der Friedenspfad

Balkansunflowers – Sozialer Wiederaufbau im Balkan

Von Wam Kat

Wir sind zu Besuch in einem kleinen serbischen Dorf in Kroatien ganz in der Nähe der bosnischen Grenze. Es liegt am Ende einer kleinen, grasüberwachsenen Asphaltstraße, am Rande eines einmalig schönen Waldgebietes. Die Sonne sinkt langsam hinter die Fassade des größten Hauses auf dem Hügel. Rotes Licht scheint durch die ausgebrannten Fenster, und einen Moment lang sieht es so aus, als ob das Haus wieder in Flammen steht wie vor genau fünf Jahren. Das Haus gehört dem Onkel meines Freundes. Am frühen Morgen des 5. August 1995 konnte er rechtzeitig fliehen. Zwei Stunden zuvor hatte die Operation Sturm begonnen. Wie der Name wütete diese militärische Offensive der kroatischen Armee in dieser Region. Innerhalb von zwei Tagen eroberte Tudjmans Truppe die UNO-Schutzgebiete "Nord" und "Süd". Über 600.000 Menschen, die hier zum Teil schon über 15 Generationen wohnten, wurden in die Flucht getrieben, zusammen mit ungefähr 200.000 Serben, die schon 1991 hierhin geflohen waren.

In diesem Dorf hatten ungefähr 300 Menschen gelebt. Von der ursprünglichen Bevölkerung wohnen heute nur noch sieben Personen hier. Die jüngste von ihnen ist 70. Die Großmutter meines Freundes, in deren Garten wir die Abendsonne genießen, feierte vor kurzem ihren 80. Geburtstag. Die anderen der 30 Einwohner sind neu. Sie haben in den letzten fünf Jahren die leerstehenden Häuser besetzt. Diese neuen Bewohner kommen nicht von weit her: Wenn sie auf die Hügel hinter dem großen ausgebrannten Haus gehen, können sie bei gutem Wetter ihre eigenen Häuser am anderen Ufer des Flusses Una liegen sehen; Häuser, die jetzt teilweise von Menschen bewohnt werden, die vorher hier in diesem Dorf lebten. Die neuen Dorfbewohner sind Kroaten und flohen vor den Kampfeinheiten der bosnischen Serben.

 

Ausschnitt aus ein artikel in Weibliche Stimme 

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