Die Bienen retten

Bio

„Gruene Woche“ – gruene Demo

Sie sind bei eisigem Wind unterwegs, um sich zur Agrarmesse „Gruene Woche“ fuer Reformen in der Landwirtschaftspolitik einzusetzen. Dabei nennen die Demonstrant/innen Beispiele, die zeigen, wohin sich die Landwirtschaft bewegt. Etwa in Hassleben in der Uckermark, wo ein niederlaendischer Investor seit Jahren die Einrichtung einer Grossschweinemast betreibt. „In der Naehe liegt ein oekologisch hochsensibles Moorgebiet, doch bisher ist der Plan, dort 36.000 Schweine zu maesten, nicht vom Tisch“, sagt Thomas Volpers vom BUND Brandenburg.

Fuer „Bauernhoefe statt Agrarfabriken“ setzt sich auch Uschi Helmers ein, die sich mit einer Buergerinitiative gegen einen Gefluegelschlachthof im niedersaechsischen Wietze engagiert. „Es darf den Politikern nicht egal sein, wenn auslaendische Arbeiter fuer 3,50 Euro Stundenlohn in deutschen Schlachthoefen ausgebeutet werden oder dass fuer unser Tierfutter der Regenwald in Suedamerika abgeholzt wird. Riesenschlachthoefe wie der in Wietze geplante sind tier- und menschenfeindlich. Und ueberfluessig.“ Auf die Zusammenhaenge zwischen dem ueberfluss im Norden einerseits und Landverkauf und Bauernausbeutung im Sueden der Welt andererseits weist „ERNA goes fair“ hin, eine ueberregionale Kampagne der Aktion „3. Welt Saar“, mit der der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter ebenso kooperiert wie der Naturschutzbund und der DGB Saar/Bezirk West. Gerade die Zusammenarbeit mit Gewerkschaften haelt das Buendnis fuer wichtig. „Das gleiche Wirtschafts- und Denksystem, das Arbeiter dazu zwingt, immer schneller fuer immer weniger Geld zu arbeiten, zwingt auch die Produzenten von Lebensmitteln, immer mehr fuer immer weniger Geld zu produzieren“, erklaert „ERNA goes fair“. Wie sich am Milchpreis fuer die Erzeuger zeige, der bei etwa 30 Cent pro Liter liege, obwohl die Herstellung mindestens 40 Cent koste.

Biobauern, Imker, Verbraucher/innen sind dem Aufruf zur Demo gefolgt, die zum dritten Mal stattfindet. Getragen wird „Wir haben es satt!“ von einem Buendnis, dem der BUND, der Deutsche Tierschutzbund, die Arbeitsgemeinschaft baeuerliche Landwirtschaft, der Deutsche Berufs- und Erwerbsimkerbund und andere angehoeren. Sicher haben alle ein eigenes Interesse, sich fuer eine kleinteiligere Landwirtschaft, angemessene Preise fuer ihre Produkte, eine artgerechte Nutztierhaltung und gegen den massenhaften Pestizideinsatz auf den Monokulturfeldern der Agrarindustrie einzusetzen. Doch es geht ihnen neben dem Erhalt baeuerlicher Strukturen ebenso um den Schutz der Umwelt.

Gegen Pestizide – fuer Bienen

Schon drei Tage vor der Demonstration hatten sich Imker/innen vor dem Kanzleramt versammelt, um Bundeskanzlerin Angela Merkel einen Negativpreis zu ueberreichen. Sie und ihr Kabinett haetten mit ihrer Politik erheblich zum Bienensterben beigetragen, erklaeren die Aktivisten. Verheerend wirken sich Pestizide auf die Bienenpopulation aus, berichtet Erika Moritz, im brandenburgischen Grabow seit 1985 Imkerin. „Seit 2004, 2005 hat der Einsatz des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat massiv zugenommen. Damals fielen die EU-Subventionen fuer Brachland weg, seitdem werden noch mehr Ackerflaechen intensiv bewirtschaftet – was auch das Spritzen von bienenschaedlichen Chemikalien bedeutet.“

Erika Moritz hat dabei noch Glueck. Ihre 80 Bienenvoelker koennen auf aecker ausschwaermen, auf denen Biolandwirtschaft betrieben wird. Doch die Brandenburgerin kennt viele Imker, deren Existenz vernichtet wurde, weil ihre Bienen in Kontakt mit Glyphosat oder Neonikotinoiden kamen, die als Saatgutbeize eingesetzt werden. „Solche Mittel muessen verboten werden“, sagen sie und ihre Kollegen vor dem Kanzleramt. „Wir teilen den Lebensraum mit den Bienen. Pestizide, die fuer sie toedlich sind, schaden auch uns.“ Und mit der Landbewirtschaftung drohen noch andere Gefahren, wie bei einer Veranstaltung in der Markthalle Neun deutlich wird: Landgrabbing in Rumaenien ist das Thema.

Erstaunlicherweise hat sich ein Akteur, der Agrarland fuer Investoren kauft, aufs Podium gewagt. Simon Wolk leitet mit einem Kompagnon die Firma „Germanagrar“ und erklaert, fuer rumaenische Kleinbauern sei es besser, ihre nicht existenzsichernden Hoefe zu verkaufen als zuzusehen, wie ihre Kinder auf dem Strich oder in der Kriminalitaet endeten. Auf dem Podium sitzen zwei der Kleinbauern. Willy Schuster, Biobauer in Siebenbuergen und Mitgruender der NGO Eco Ruralis, widerspricht. Seine Kinder studieren, der Hof werfe genug fuer seine und eine mithelfende Roma-Familie ab, erklaert er. 2011 gab es in Rumaenien noch 4,7 Millionen baeuerliche Kleinbetriebe; rund die Haelfte der Bevoelkerung lebt davon. Finanzinvestoren haben die Qualitaet rumaenischer Agrarflaechen entdeckt: fruchtbarer Boden, unbelastet durch Pestizide und Kunstduenger, nahe bei den westeuropaeischen Abnehmern der Produkte.

Landkauf online

„Wer informiert ist, verkauft sein Land nicht“, sagt Attila Szocs von Eco Ruralis. „Leider wissen zu wenige Bescheid, verkaufen oder verpachten ihr Land fuer wenig Geld und geraten in Existenznot.“ Wolk will davon nichts hoeren. 10 000 Hektar in Nordrumaenien bietet seine Firma gerade online zum Verkauf an. Wer dem Unternehmen Land verpachtet, erhaelt ganze 160 Euro pro Hektar und Jahr. Hendrik Haase von Slow Food Youth ist am Ende zufrieden mit allen Aktionen:?“Auch immer mehr Juengere interessieren sich fuer Biolandwirtschaft.“ An Aktionen wie „Teller statt Tonne“ gegen Lebensmittelverschwendung beteiligten sich viele. Und eine Schnippeldisko gebe es im naechsten Jahr auf jeden Fall wieder.

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