Belzig. Mit einem Straßenfest wurde gestern in Belzig (Potsdam-Mittelmark) das Infocafé “Der Winkel” eröffnet. Es entstand in einer ehemaligen Bäckerei und soll sich zu einem Treff aller Altersgruppen entwickeln. Schwerpunkt: Ausländische Mitbürger und Einheimische sollen sich besser kennenlernen. Dazu gibt es Familientreffen, Vorträge über Sitten und Gebräuche einzelner Länder, Filmabende und eine Bibliothek. Initiator ist das Forum für Rechtsextremismus und Gewalt, das vor einem halben Jahr gegründet wurde. (Berliner Morgenpost)
Hintergrund waren zunehmende Angriffe auf einige der 250 Ausländer, die in Belzig und Umgebung leben. Auch stand die Kleinstadt seit 1993 in dem Ruf, rechtsorientierte Jugendliche könnten sich hier ungestraft zusammenrotten und Straftaten vorbereiten. Nach einem Treffen von rund 50 Skinheads im Mai veranstalteten die 5000 Einwohner aus Protest einen Aktionstag. Hier wurde auch der rote Winkel als Symbol gegen Rechts verkauft; in den Konzentrationslagern der Nazis mußten politische Häftlinge diesen Winkel tragen.
“Wenn wir mehr voneinander wissen, ist das gut für unser Zusammenleben”, glaubt der Holländer Wam Kat, der seit 1995 in Belzig lebt und maßgeblich am Projekt mitwirkt. Er schätzt, daß etwa 60 rechte Skins in Belzig wohnen.
Kat und Freundin Ramona Stucki, die Regionale Anlaufstelle für Ausländerfragen (RAA) und 15 Jugendliche haben die vier Räume in den letzten Wochen renoviert und eingerichtet. Das Haus wird von der stadteigenen Wohnungsgesellschaft verwaltet, die in den ersten drei Monaten auf Miete verzichtet. Danach sind pro Monat 800 Mark fällig. Allerdings gilt der Mietvertrag nur für ein Jahr, weil der Alteigentümer das Haus zurückhaben will. “Ich hoffe, wir finden dann eine neue Bleibe”, meint Eva Burchert von der RAA.